Hier an der Ecke der Fleischhauerstraße stand früher ein Konglomerat an Gebäuden, in dem sich verschiedenste Läden befanden, u. a. ein Baumarkt Happe und Anfang der 80er Jahre ein Möbelladen. Diese Gebäude wurden vor Jahren abgerissen, um ein sogenanntes weißes Haus zu errichten. Da diesem Vorhaben verschiedene rechtliche Vorschriften entgegenstanden, scheiterte dies.
In direkter Nachbarschaft – rechts am Bildrand -stand ein eingeschossiges Gebäude, damals mit einem Modeladen. Dieses Grundstück ist nun jüngst bebaut worden in Angleichung an die angrenzenden hohen Gebäude. Das Grundstück ist im Luftbild rot eingekreist (Quelle: Geoserver Stadt Lippstadt)
Cappelstraße 48, Gaststätte Rhodos
Die griechische Gaststätte an der südlichen Cappelstraße ist m. Wissens in 2020 abgebrannt. Der Wintergarten im Hintergrund der Fotos nach dem Abriss blieb dabei verschont. Nun ist das Gebäude in stattlicher Höhe, in Anpassung an die rundum liegenden höheren neu entstanden. Auf den ersten Fotos ist das Eckgrundstück zu sehen, auf dem früher das Bürokaufhaus Thiesbrummel stand.
Hülsemanns Schänke
Nicht einmal einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt gibt das Gebäude ein Gefühl dafür, wie diese Ackerbürgerstadt einmal früher ausgesehen haben mag. Heute, etwas „eingekeilt“ zwischen dem ehemaligen Kaufhaus „WEKA“ und den wesentlich größeren anderen Neubauten ist es ein Blickfang der Altstadt, den man sich gar nicht wegdenken mag.
Hülsemanns Schänke ist eine bekannte und gute Adresse für einen angenehmen, lauen Sommerabend mit gutem Essen und den Ausblick auf den Graf Bernhard und die gute Stube Lippstadts, die Lange Straße. Mit der Umwandlung der Langestraße in eine Fußgängerzone in den 70er Jahren (*) und den Bau der Unterführung zum südlichen Stadtkern wird dieser Bereich gerade im Sommer stark durch Fußgänger und Radfahrer frequentiert.
Friedrich Hülsemann, angeregt durch den Hinweis im Blicker Anfang April 2022, fiel zu diesem Gebäude eine Erzählung ein, „die sogar beweiskräftig dokumentiert ist und eine Bestätigung für „Bauen ohne Genehmigung“ gestern und heute ist.
Erklärung: Das Foto von vor 1949 zeigt die verputzte Fassade des Hauses Lange Str. 89. Achten Sie bitte auf die Anordnung der Haustür mit 2 Fenstern links.
Die Zeichnung von 1949 zeigt das Haus mit freigelegtem Fachwerk, und man staune, drei Fenstern links der Tür. Die Erklärung meiner Mutter: Da sich die Tür für die erweiterte gastronomische Nutzung aus Sicht meines Vaters nicht an der optimalen Stelle befand, wurden die Handwerker (Zimmermann und Maurer) für Freitagnachmittag bestellt.Vor das Haus wurde Freitagmittag ein beladener Heu-Leiterwagen gestellt, um die ungehinderte Sicht zu verhindern. Erfahrungsgemäß waren die städtischen Beamten, wie heute auch, am Freitagmittag nicht mehr unterwegs und die Arbeiten zum Versetzen der Tür konnten ungestört beginnen und Samstag zum Abschluss gebracht werden. Sonntag war dann alles so, wie es sein sollte, alle waren zufrieden und behördliche Arbeit nicht notwendig geworden.“
(*) Bereits 1966 wurde die Lange Straße probeweise während der Geschäftszeiten für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Der politische Beschluss zum Umbau der Straße zur Fußgängerzone folgte am 22.2. 1973.
Stolpersteine
Es hatte lange gedauert aber am 17.12.2021 war es endlich soweit: Gunter Demnig, der „Vater der Stolpersteine“, verlegte in Lippstadt an der Cappelstraße 19 und der Woldemei 8 die ersten acht Stolpersteine in Lippstadt. Die Stadt Lippstadt und die „Initiative Synagoge“ hatten ein viertägiges Programm mit Lesungen, Gesprächen, einer Ausstellung und Musik entwickelt. Zur Stolperstein-Verlegung haben Schüler des Evangelischen Gymnasiums die Geschichten der Lippstädter Familien Levy und Grünberg aufgearbeitet. Die Ergebnisse ihrer Recherchen wurden anlässlich der Einlassung der Erinnerungszeichen vorgestellt.
Der Bericht der Schüler des evangelischen Gymnasiums ist auf der Website des Gymnasiums zu finden.
Aktionen in der Synagoge
Rund um die Stolperstein-Verlegung hat außerdem der Freundeskreis Synagoge Lippstadt rund um Dirk Raulf und
Professor Jürgen Overhoff vom 16. bis 19. Dezember in der ehemaligen Synagoge ein Programm mit Lesungen, Gesprächen, Kunst und Musik zusammengestellt. Zum Auftakt ist am Donnerstag, 16. Dezember, um 18 Uhr eine Ausstellungseröffnung mit Arbeiten der Bielefelder Künstlerin Angelika Höger geplant. Unter dem Motto
„Kammertöne: vom Erinnern“ widmet sie sich dem Themenkomplex Erinnerungen und Gegenstände. „Erinnerungen sind gemacht. Wir halten uns an Gegenständen fest, die noch Reste sein könnten, und heften Erinnern an sie“, sagt sie. Neben der Ausstellung bietet Höger zudem am Samstag, 18. Dezember einen Workshop an.
Darüber hinaus ist am Samstag um 20 Uhr Alissa Rubinstein (Berlin) zu Gast. Die Autorin, Übersetzerin und Herausgeberin stellt ihr Theaterstück „The 614th Com-mandment“ vor – eine Textcollage über Begegnungen amerikanischer Juden mit Deutschland heute.
Ein Höhepunkt im Programm dürfte indes eine Matinee-Veranstaltung zu George Levy Mueller am Sonntag, 19. Dezember, um 11 Uhr sein. Jürgen Overhoff stellt in Anwesenheit der Tochter das Schicksal des in Lippstadt geborenen George Levy Mueller vor. Aus Levy Muellers in englischer Sprache erschienenen Autobiografie „Lucie’s Hope“ lesen Schauspieler des Theaters Paderborn die beiden Lippstadt-Kapitel erstmals auf Deutsch, eigens übersetzt für diese Veranstaltung vom renommierten Übersetzer Joachim Kalka. (Der Patriot 30.10.2021)
Das Stolperstein-Projekt
Gunter Demnig ist so etwas, wie der Vater der Stolpersteine. 1992 keimte die erste Idee auf. Seine ersten Gedenktafeln verlegte Demnig dann 1996 in Berlin-Kreuzberg. Mittlerweile hat der Künstler über 90 000 Stolpersteine in 26 Ländern verlegt. Wann immer ein Ort neu hinzu kommt, ist der Stolperstein-Erfinder vor Ort. Im Schnitt schafft er es, monatlich 450 bis 500 Erinnerungszeichen zu verlegen. Wegen der großen Nachfrage waren es zuletzt gar 750 bis 800 Steine pro Monat und reist dafür quer durch die Republik, aber auch ins Ausland. Mit den gerade mal zehn mal zehn Zentimeter kleinen Messing-Gedenktafeln will Demnig den Opfern des Nationalsozialismus Namen und Würde zurückgeben. (Der Patriot 30.10.2021)
St. Nicolai, Bodenfunde
Die katholische Kirche will an der Ecke Cappel-/ Klosterstraße ein Bürogebäude errichten. Das hier abgebrochene Haus hatte keinen Keller und so wurde vermutet, dass im Erdreich noch Spuren der früheren Besiedlung zu finden sind. Die Fläche um die St.-Nicolai-Kirche gilt als Ort der Stadtgründung von Lippstadt. Da das Grundstück im Kern der Altstadt Lippstadts liegt- – wurde der Behörde der archäologischen Denkmalpflege des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster die Möglichkeit eingeräumt, diese Flächen zu untersuchen. Eine dem Bau vorgeschaltete archäologische Untersuchung der Fläche war notwendig, um eine bestmögliche Dokumentation des Bodendenkmals gewährleisten zu können.
Seit Anfang September 2021 wurde an der Ecke Cappel-/ Klosterstraße bis zu 1,20 Meter tief gegraben, um frühere Besiedlungen und Nutzungen zu dokumentieren. Es wurden zwei Hausgrundrisse, ein Steinbrunnen und ein Holzbohlenweg entdeckt . Aus der Ferne kann man an den Fotos die Umrisse der Häuser und die Gänge dazwischen erkennen ebenso wie die Holzbohlen.Durch den relativ hohen Grundwasserspiegel waren die Funde in einem ziemlich guten Zustand, denn das Wasser konserviert das organische Material recht gut.
An den freigelegten Mauern konnte man erkennen, dass die Häuser in verschiedenen Phasen gebaut wurden. Die unterschiedliche Bauweise zeigte, dass an die Häuser angebaut wurde, zusätzliche Wände eingezogen und Teile ersetzt worden sind.
Nach dem Abschluss der Untersuchungen und mit dem Beginn der Baumaßnahme wird von den ausgegrabenen Hausgrundrissen, dem Steinbrunnen, den Holzbalken und dem Holzbohlenweg vermutlich nichts erhalten bleiben.
Neubau der Volksbank, Abriss Spielplatzstraße 31, 33
Die Volksbank Beckum-Lippstadt saniert, modernisiert und erweitert ihre Hauptstelle an der Kahlenstraße mit Beginn im letzten Quartal 2018. Sie weicht mit ihrer Planung aber – aus städtebaulicher Sicht problematisch – von der hier altstadttypischen Bauweise entlang der Straßengrenze ab, reißt den Baublock auf und beginnt die Umsetzung mit dem Abriss mehrerer Gebäude an der Spielplatzstraße. Für dieses Projekt wurde die Bauleitplanung über einen vorhabenbezogenen Plan angepasst.
Oben: Ausschnitt aus dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan NR. 325 „VEP VOLKSBANK“
Nördlich der Spielplatzstraße soll ein Platz entstehen, der wohl wiederum durch parkende Fahrzeuge geprägt werden wird.
„Die Parkplatzzufahrt soll dann von der Cappel- und der Spielplatzstraße aus möglich sein.“
Die Arbeiten sollen bis zum Jahr 2022 abgeschlossen sein. Der normale Bankbetrieb geht weiter.
Das dreistöckige Gebäude an der Kahlenstraße aus dem Jahr 1968 wird saniert und Richtung Süden zur Spielplatzstraße dreistöckig erweitert.
Es soll ein „Gesamtensemble (entstehen), dessen Außenraum gestaltet und begrünt wird. Das Gebäude fügt sich sehr gut in das historische Stadtbild ein. Dieses gewinnt zusätzlich durch einen sauberen, modernen und gepflegten Standort.“ ( Zitat Webauftritt der Volksbank).
Auf dem vorhandenen Schotterparkplatz Ecke Spielplatzstraße/ Cappelstraße ist bis heute ein neues prägnantes Gebäude entstanden. Das soll während des Umbaus als Ausweichquartier für die Mitarbeiter der Hauptstelle dienen.
„Der zweite Bauabschnitt beinhaltet den Abriss des alten Gebäudes an der Spielplatzstraße, einen Teilabriss der Hauptstelle sowie den Erweiterungsbau, der direkt an den Bestand anschließt.
Die Sanierung des Bestandgebäudes ist fürden letzten Bauabschnitt vorgesehen. Zusätzlich entsteht auf der freien Fläche an der Kahlenstraße ein weiteres Wohngebäude, das ebenfalls später vermietet werden soll.„
„Insgesamt vergrößert sich die Gesamtfläche von jetzt 3000 auf dann rund 5000 Quadratmeter, aufgeteilt auf drei Ebenen.“
Mehr Infos finden sich in den Pressemitteilungen auf der Seite der Volksbank Beckum-Lippstadt aus 2018, 2019 und 2019. Zitate auf dieser Seite stammen aus diesen Mitteilungen.
Die Ansicht des Parkplatzes der Volksbank Richtung Cappelstraße. Die Gebäude der Volksbank liegen rechts.
Der Blick von der Cappelstraße auf die Gebäude der Volksbank links und in die Spielplatzstraße hinein.
Der Blick von der Südseite der Spielplatzstraße auf die abgerissenen Häuser (zweites und drittes Bild von links). Rechts sieht man den Neubau der Volksbank an der Ecke zur Cappelstraße.
Schiffbruch vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster
Der Patriot titelte am 20.04.2021
„Die Stadt Lippstadt erleidet Schiffbruch vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. Das hat die vom Rat im Mai 2019 erlassene und vor einer Woche verlängerte Veränderungssperre für das Postgelände am Lippertor für unwirksam erklärt. Selbst eine Revision ließ das Gericht nicht zu. Der Stadt droht jetzt eine saftige Schadensersatzforderung.“
Kurz zusammengefasst erklärte das Gericht, dass
- die Veränderungssperre zu allererst ein Verhinderungsinstrument gegen die Wohnschiff-Pläne und ähnlich gelagerte Bauvoranfragen der Investorengruppe sei, aber kein Mittel, um eigene, hinreichend konkrete Planungen für das prestigeträchtige Grundstück am Grünen Winkel voranzutreiben.
- Zu dem Zeitpunkt, an dem die Veränderungssperre erlassen wurde (im Mai 2019), lagen Entwürfe noch nicht vor.
- Der Stadtentwicklungsausschuss hatte lediglich von der Verwaltung aufgestellte Leitlinien für die zukünftige Bebauung des Postareals beschlossen.
- Die städtischen Vorplanungen waren jedoch für das Gericht nicht konkret genug für eine rechtskräftige Veränderungssperre.
Wie der Patriot unter Bezugnahme auf den begleitenden Projektkoordinator Friedhelm Chlosta aus Lippstadt berichtet, will der Investor nun auch Schadenersatzansprüche stellen, eine entsprechende Klage werde vorbereitet.
„Bei einem millionenschweren Bauprojekt mit jährlicher Rendite könne sich jeder ausrechnen, in welche Richtung das gehe, so Chlosta.“
Die Stadt will nun das formelle Bebauungsplanverfahren für das Postgelände unabhängig vom Urteil schnell vorantreiben. Sie habe die Interessen der Investoren berücksichtigt und wolle nun den Weg in die frühzeitige Beteiligung gehen.
Der Patriot berichtet weiter:
Eine „Annäherung zwischen Stadt und Investorengruppe ist für Projektkoordinator Friedhelm Chlosta indes nicht in Sicht. Die Eigentümer würden jetzt verschiedene Optionen ins Kalkül ziehen, mutmaßte er: verkaufen, bevor es einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt, verkaufen, nachdem dieser aufgestellt wurde, selber planen und verkaufen oder selber planen und bebauen. Klar ist für Chlosta nur so viel: „Jetzt kommt die Zeit der Rendite. Es ist nicht mehr die Zeit der Überlegung, etwas Wertvolles und Schönes für die Stadt zu machen.“ Schuld gibt er daran allein Verwaltung und Politik. „Die Stadt hat die Chance verpasst, gemeinsam mit der Investorengruppe etwas zu entwickeln.“
„Die Entscheidung des Gerichtes sei deshalb schon auch eine Art Genugtuung. Der Architekt Ballhorn rechnet nun ebenfalls mit einer auf Rendite ausgerichteten Bebauung – getreu der Devise „Möglichst viel und möglichst hoch“. Das politisch nicht gewollte Wohnschiff sei bei diesen Überlegungen derweil kein Thema mehr.“
Was für ein Paukenschlag!
Warum musste es soweit kommen?
Dies ist nicht die erste Veränderungssperre, die die Stadt erlassen hat. War diese Reaktion, dieses Scheitern nicht zu erwarten?
Warum haben der Rat und die Stadt nicht meine Anregung aufgegriffen, einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb durchzuführen, um der Sensibilität des Ortes gerecht zu werden? Dieser Wettbewerb hätte voraussichtlich bei einem zügigen Start Anfang 2018 Ende 2019 ein Ergebnis produziert, das in eine Planung hätte umgesetzt werden können.
Nun hören wir, dass die Planung bis 2022 dauern soll und sehen, dass die Planungsinhalte sich in der Grundstruktur „den Vorstellungen der Investoren annähern“. Wenn dem so wäre, warum wurde dafür so viel Zeit benötigt?
Warum geht eigentlich der Investor davon aus, dass das ganze Grundstück bis zu seinem östlichen Ende durch einen mehrgeschossigen Komplex bebaubar ist? Das Postgebäude liegt am Lippertor und ein großer Teil des Geländes besteht aus Garagen, Nebengebäuden und Freiflächen für die Logistik. Daraus lässt sich m.E. ein Rechtsanspruch auf eine dichte Bebauung wie geplant nicht ableiten!
Ohne dass sich der Investor bislang gegenüber der Stadtöffentlichkeit bekanntgemacht hat, wird m.E. ein inhaltlicher Dialog nicht auf Augenhöhe möglich. Erschreckend bestätigen die Aussagen vom Projektkoordinator den Eindruck, es ginge hier nur um die Realisierung der Gewinnerwartungen („Jetzt kommt die Zeit der Rendite“, „Möglichst viel und möglichst hoch“).
Es stellt sich die Frage, ob die Projektbeteiligten angesichts des kommunalpolitischen Widerstandes gegen eine massive Bebauung überhaupt in einen gemeinsamen offenen Dialog mit der Bürgerschaft treten wollten.
Der Rat hat unbestritten den Anspruch und das Recht, die Fortentwicklung der historischen Altstadt veranwortungsvoll zu gestalten und braucht in diesem Fall dafür mehr Zeit, als dem Immobilienkapital lieb ist.
Erinnern wir uns an das Schicksal der Lippegalerie und der Komplexe am Südertor. Beide wurden errichtet durch Investorengruppen und bis heute – wenn ich mich nicht irre – mehrfach verkauft: Spielbälle des Kapital- und Immobilienmarktes.
Droht nun dem Projekt des Postgeländes das gleiche Schicksal?
Die Post hat noch kein neues Grundstück und ich bin gespannt, in welchem Winkel der Stadt sie sich neu etablieren will, wie sie ihren Service für den Bürger besser gestalten will.
Interessant ist auch, dass nun der Anpruch erhoben wird, die Stadt möge doch der Post zu einem neuen Standort verhelfen.
Kann man für ein nicht vorhandenes Baurecht entschädigt werden, wenn das Bauen auf dem Grundstück durch die Präsenz der Post nicht möglich ist?
(m)ein Leserbrief zum Wohnschiff
der Patriot, 16.11.2017
Post-Projekt: Für Investoren zählt Verkaufserlös
Bezug: Artikel „Schiff ahoi am Lippertor“ vom 11. November und Leserbrief „Ein Leuchtturmprojekt“ vom 14. November
„Auf den Leserbrief von Herrn Heinz-Günter Bode möchte ich mich – wie er es nannte – „unverzüglich als Reichsbedenkenträger“ melden. Ich kenne den Bereich seit 1980 und weiß, dass seit Jahrzehnten kein Projekt am Lippertor und der sogenannten „Lippeinsel“ zwischen Cappel- und Lippertor so „durchgewunken“ wurde, ohne zu prüfen, ob an diesem prominenten Ort die Nutzung selbst von öffentlichem Interesse ist. Weiter wurden die bauliche Qualität und selbstverständlich die Integration in den städtebaulichen Freiraum hinterfragt. Es wurden öffentlich Alternativen diskutiert!
Es erinnern sich sicher noch viele Bürger an die Villa, die vor Errichtung der Post ein Schmuckstück für das Lippertor darstellte, eine architektonische „Perle“, nicht nur im Vergleich zum geplanten Projekt. Wir erinnern uns aber auch an die strahlenden Perspektiven, die Investoren für das Südertor beschrieben, und sehen, was daraus geworden ist. Auch wenn das Architekturbüro drei Niederlassungen in verschiedenen Städten hat, sei die Frage erlaubt, ob ein in sich ruhendes Wohn-Projekt in dieser Größe derart raumgreifend, ohne Rücksicht auf die angrenzenden Freiraumnutzungen, ohne das Aufzeigen möglicher Alternativen, überhaupt als wegweisend akzeptiert werden kann.
Als Architekt und Stadtplaner erlebe ich nicht nur in Nordrhein-Westfalen immer wieder, dass auch in Mittelstädten bauliche Investoren-Projekte dieser Größenordnung in prominenter Lage regelmäßig durch Architektenwettbewerbe begleitet werden. Trotz aller Vorbehalte gegen das Verfahren sprechen die Erfahrungen der Architektenkammer und Kommunen eindeutig für dieses Instrument. Ich halte es auch hier für angebracht, mehr Sensibilität gegenüber dem Umfeld in Bezug auf die Baumasse walten zu lassen.
Diskutieren wir doch ehrlich: Für die Investoren zählt der Verkaufserlös für den Quadratmeter Wohnfläche. Die Qualität der umgebenden öffentlichen Flächen des Grünen Winkels treibt die Preise nach oben. Insofern ist jede Rücksichtnahme auf öffentliche Belange, abgeleitet aus den historischen und freiräumlichen Bezügen, einer Gewinnreduzierung gleichzusetzen.
Deshalb: Für den Standort sollte durch geeignete Instrumente des Baugesetzbuches der Rahmen gesetzt werden unter der Bedingung, dass für das Projekt ein Wettbewerb durchgeführt wird. Dieser wird einerseits angemessene Ziele für den Baukörper und die Freiraumnutzung entwickeln. Andererseits bietet der Wettbewerb die Chance, alle auf dem Weg zum Ergebnis mitzunehmen, unsere örtlichen Politiker, aber auch uns Bürger.“
Die Post, das Wohnschiff?
100 Wohnungen an der Post? „Monumentales Bauprojekt“ am Tivoli, titelt der Patriot am 14.10.2017. Entsteht hier ein ganz neues und exklusives Wohnquartier mit etwa 100 bis 160 Wohnungen? Das Grundstück von ca. 4100 Quadratmetern in bester Innenstadtlage wurde demnach von der Post an einen Investor verkauft und zurückgemietet. Zwischenzeitlich wurde es wieder verkauft. Nun – 2021 – sucht die Post immer noch einen neuen Standort.
Der von einem neuen Münsteraner Investor vorgelegte Plan sieht einen Gebäudekomplex in Form eines Schiffes vor, das mit dem Bug zum Grünen Winkel weist, mit dem Heck zum Lippertor.
Die öffentliche Diskussion, die leicht anhand der Leserbriefe nachzuverfolgen ist, schwankt von „Monsterplan“ bis zur Riesenchance, von überzogener spekulativer Grundstücksausnutzung – unverträglich mit der umliegenden Bebauung – bis zum Leuchtturmprojekt, zur wohltuend modernen Planung , die eine Bereicherung für das Stadtbild darstelle. Von einer provinziellen Abwehrhaltung wird gesprochen und von einer Bauverwaltung, die sich mit der Grundidee eines Schiffes schwer tue.
Die Grafik links, wie die folgenden, zeigt grob die Größenordnung und die Struktur der geplanten Gebäude.
Meinen Leserbrief aus 2017 finden Sie hier.
Was war hier früher , vor der Post?
An dieser Stelle stand eine große Villa, das Haus Hilbck, später genannt die Villa Sterneborg , (Bild aus dem LWL-Medienzentrum für Westfalen, das Bildarchiv für Westfalen) . Sie wurde vor vielen Jahren abgerissen zugunsten der Folgenutzung Post. Erbaut wurde sie durch den Lippstädter Architekten Ostendorf, Carl Friedrich Emil Alwin, der auch als Architekturtheoretiker und Hochschullehrer bekannt ist. Hinweise dazu finden sich hier im Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (Findbuch zum Bestand Friedrich Ostendorf (1871–1915).
So sieht es heute auf dem Gelände der Post aus: im vorderen Teil des Grundstückes recht uncharmant funktional bebaut und mit großen Flächen für die Logistik nach hinten ergänzt. Ein sehr großer Teil des Grundstückes ist zwar genutzt aber nicht bebaut. Insofern bleibt die Frage offen, mit welchem Recht hier die Investoren die Bebauung der gesamten Fläche einfordern.
Vor langen Jahren, als die Stadt sich noch einen Baudezernenten leistete, vertrat dieser als Architekt die Auffassung, dass im Hinblick auf die Qualitäten der Altstadt alle Flächen auf der sogenannten Insel zwischen dem Schifffahrtkanal und der Lippe nur dann bebaut werden sollten, wenn ihre Nutzung für die Stadt von außerordentlichen Bedeutung sein würde. Dies bedeutete also, dass hier die rein kommerziellen Ziele Privater zurückstehen sollten und ggfls. Rat und Stadtverwaltung den Rahmen für eine Entwicklung setzen sollten.
Die Herangehensweise des Investors und seiner Planer stellt diese gemeinwohlorientierte übergeordnete Zielsetzung offenkundig in Frage.
Aufgrund der urheberrechtlichen Problematik habe ich hier die durchgespielten verschiedenen Entwürfe aus den städtischen Ausschussvorlagen einmal grafisch nachskizziert.
Burgstraße, Kanu-Slalomstrecke Burgmühle
Die letzte große Maßnahme zum Hochwasserschutz in Lippstadt wird nun umgesetzt.
Die Wildwasserstrecke in Lippstadt ist heute etwa 750 Meter lang und führt direkt über die Lippe. Sie befindet sich an der Burgmühle hinter dem Ostendorf Gymnasium. Informationen der Stadt Lippstadt zur Baumaßnahme findest du hier.
Die neue Anlage wird den Hochwasserschutz weiter verbessern. Das sogenannte Jahrhundert-Hochwasser kann dann sogar mit einer gewissen Reserve durch Lippstadts Altstadt abfließen.
Die vorhandene Erlaubnis schließt den Bau einer Lippstädter Welle , einer stehenden Welle ähnlich dem Eisbach in München, oder der Almwelle in Salzburg, nicht mit ein. Die vorliegende Planung für die neue Kanustrecke ermöglicht es aber, die Welle später problemlos einzubauen, wenn ausstehende Vorarbeiten der Stadt Lippstadt abgeschlossen sind und eine Umsetzung durch den Rat der Stadt Lippstadt beschlossen wird.
Die wasserrechtliche Erlaubnis zum Bau der neuen Wehranlage an der Burgmühle wurde erteilt. Dazu gehört eine neue Kanustrecke sowie ein Fischpass. Die Gestaltung der Kanustrecke stammt von dem französischen Planungsbüro, das auch die Olympiastrecken in Sydney und Athen geplant hat.
Nach der Fertigstellung der Baumaßnahme soll der Außenbereich mit Gehölzen attraktiv gestaltet werden. Insgesamt wird erwartet, dass der Eingriff, den man an diesen Bildern nachvollziehen kann, durch die geplanten Maßnahmen überkompensiert wird. Die ökologische Qualität des Standorts soll nachhaltig verbessert werden.
Die Burgmühle war die letzte erhaltene der vier Mühlen, die es früher in Lippstadt gegeben hat. Die Mühle wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als Zubehör der Burg des Stadtgründers Bernhard II. an der Lippe erbaut. An diesem ältesten bekannten Standort wurde die Wasserkraft geschickt genutzt. Das heute sichtbare Gebäudeensemble mit dem hohen Schornstein entstand zur Zeit der Industriealisierung um die Jahrhundertwende. Das vorhandene Zuppinger Wasserrad wurde 1860/61 bereits für einen Vorgängerbau installiert. Das Wasserrad wurde aus der Burgmühle ausgebaut und umfassend Instand gesetzt, allerding nun südlich des Hotels am Lippertor eingebaut. So kann es als Industriedenkmal für die kommenden Generationen erhalten werden.
Hier schauen wir von der Burgstraße durch eine Baulücke auf die Lippe, Mühlengebäude und Wehr links im Bild, im Hintergrund die Baumreihen am Schifffahrtskanal. Dahinter kann man die Friedrichschule erkennen. Von dieser Seite kann ein Teil der Bauarbeiten erfolgen.