Stadt kauft Uniongelände
Weg frei für Lückenschluss der Lippstädter Südtangente
Der Patriot 21.10.2023
Lippstadt – Auf diese Nachricht wartet Lippstadt seit Jahrzehnten. Jetzt ist der Weg frei für den Lückenschluss der Südtangente zwischen dem Konrad-Adenauer-Ring und dem Roßfeld. Der letzte beschrankte Bahnübergang in der Kernstadt, genauer gesagt der an der Weißenburger Straße, könnte damit bald Geschichte sein.
Auf diesem Übersichtsplan, der die Grenzen des Bebauungsplanes 178 Uniongelände zeigt, sind noch die großen Hallenkomplexe zu sehen, die vor allem im Süden weitgehend abgerissen wurden.
In dem Rechteck rechts oben ist noch die Parkfläche angedeutet, in der früher die Villa des Direktors stand. Dieser Bereich bleibt dem Ursprungseigentümer, während die südlich angrenzende Fläche bereits von Gesellschaften der Stadt erworben worden sind.
Die beiden links liegenden Flächen zwischen der Bahnlinie im Norden und der südlichen Umflut wurden nun von der Stadt erworben.
Bürgermeister Arne Moritz und Benjamin Seiger, Geschäftsführer der auf dem Uniongelände ansässigen RNEHandels-GmbH, informierten die Öffentlichkeit am Freitagmorgen über die langersehnte Einigung zwischen Stadt und Eigentümer. Diese öffnet nun auch die Tür für einen möglichen Neubau der Feuer und Rettungswache auf dem prestigeträchtigen Areal im Südosten der Kernstadt. Die stets diskutierte Altlasten- Problematik auf dem Uniongelände soll derweil bei den anstehenden Planungen keine große Rolle spielen.
Wie Moritz und Seiger bekanntgaben, wird die Stadt von der RNE-Handels-GmbH eine rund 60 000 Quadratmeter große Parzelle im westlichen Bereich des Uniongeländes erwerben. Zum Kaufpreis äußerten sich Moritz und Seiger nicht. Das Unternehmen behält im Eckfeld Weißenburger Straße/Bahntrasse knapp 40000 Quadratmeter.
Im Besitz der Stadttöchter GWL und Wirtschaftsförderung befindet sich bereits die 20 000 Quadratmeter große Restfläche im Südosten des Uniongeländes.
Die Stadt erhält nun laut Moritz ein innenstadtnahes „Filetstück“, das nicht nur für eine neue Feuer- und Rettungswache, sondern auch für hochwertige Gewerbe-, Dienstleistungs- und Einzelhandelsansiedlungen in Frage komme. Eine ehemals auch angedachte Wohnbebauung sei dagegen vom Tisch, erklärte Moritz auf Patriot-Nachfrage.
„Wir sind froh, dass wir nach über 25 Jahren eine Lösung für die Südtangente und für diese wichtige Potenzialfläche präsentieren können“, erklärte der Bürgermeister. Fachbereichsleiter Heinrich Horstmann sprach von einem aus verkehrsplanerischer und stadtentwicklungstechnischer Sicht „herausragenden Ergebnis für die Stadt“. Seiger lobte die „fairen Gespräche“, die vor allem seit dem Start des Mediationsverfahrens „Flächenpool NRW“ im Jahr 2015 einen positiven Verlauf genommen hätten. „Das ist eine tolle Sache für die Stadt“, sagte er. Priorität hat nun für die Verwaltung der 470 Meter lange Durchstich vom Konrad-Adenauer-Ring zum Roßfeld. Ein neu aufzustellender Bebauungsplan soll den Verlauf der Südtangente festlegen. Das Verfahren soll 2024 über die Bühne gehen, der Baustart nach Möglichkeit 2025 erfolgen. Bei der Bezirksregierung wird die Stadt Landesmittel für den kommunalen Straßenbau beantragen. Horstmann geht von einer 70-prozentigen Förderung aus. Die Baukosten beziffert der Verkehrsplaner auf rund vier Millionen Euro.
Gespräche mit der Deutschen Bahn über einen möglichen Rückbau des Bahnübergangs an der Weißenburger Straße strebt die Stadt nicht unmittelbar an. Ob der auch nach dem Lückenschluss unverändert in Betrieb bleibt oder möglicherweise ein reiner Übergang für Radfahrer und Fußgänger wird, will die Stadt demnach der Bahn überlassen. Die bekannte Altlasten-Problematik auf dem Uniongelände sieht die Verwaltung indes nicht als allzu großes
Hindernis. „Das Gelände wird derzeit gewerblich genutzt. Und so wird es auch in Zukunft sein. Der Boden kann bleiben, wie er ist. Die Belastungen sind im Boden fixiert“, sagte Horstmann.
Die RNE-Handels-GmbH wird auf ihrem verbleibenden Areal auch weiterhin Gewerbeflächen vermieten. Zu dem im Frühjahr hochgekochten Gerücht, die Hotelkette B&B würde sich am Uniongelände ansiedeln, wollte sich Seiger am Freitag nicht äußern.Besser spät als nie: Nachdem es die Stadt zur Jahrtausendwende verpasst hatte, das Uniongelände zu erwerben, ist nun der Durchbruch bei den jahrelangen Verhandlungen mit der RNE-Handels-GmbH erfolgt. Die Stadt erwirbt große Teile des Areals und kann endlich den Lückenschluss der Südtangente realisieren.