Das in der Lippeaue liegende Naturschutzgebiet Hellinghauser Mersch hat eine Fläche von über 260 Hektar. Durch die regelmäßigen Überschwemmungen war in weiten Bereichen nur eine extensive landwirtschaftliche Nutzung möglich, so dass viele Arten der Auen hier einen letzten Rückzugsraum fanden.
Sie sehen eine Kulturlandschaft, wie sie vor vielleicht 100 Jahren an der Lippe verbreitet war. Kleine, von Hecken eingefriedete Standweiden für Kühe und ausgedehnte Mähwiesen prägen das Bild. Was ist der Unterschied zwischen Wiese und Weide? Auf einer Weide grast Vieh. Nur solche Pflanzen können hier leben, die es vertragen, immer wieder abgefressen zu werden und denen auch der Tritt nicht schadet. Das Abweiden sorgt dafür, dass lichtliebende Arten wie Gänseblümchen nicht von ihren Nachbarn überwuchert werden. Beweidung nutzt also denjenigen Pflanzen, die sie aushalten können. (ABU)
Auf der Wiese brauchen Pflanzen andere Fähigkeiten. Sie müssen hochwüchsig sein, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, einen Viehverbiss brauchen sie aber nicht zu fürchten. Wenn die Mahd nach der Samenreife der Pflanzen stattfindet, beeinträchtigt sie die Pflanzen nicht, verhindert aber das Aufkommen von Gehölzen.
Mähwiesen hat es hier von Natur aus nicht gegeben; sie gehören zum Kulturgut des Menschen. In der ältesten Form der Landwirtschaft wurden Felder bestellt und das Vieh in der Umgebung auf Weiden gehütet. Erst vor rund 1000 Jahren (das ist für ein Ökosystem nicht lange) entstanden in den Überschwemmungsgebieten von Flüssen Wiesen dadurch, dass Landwirte sie regelmäßig mähten, um Winterfutter für das Vieh zu gewinnen. Artenreiche Auenwiesen wie hier in der Hellinghauser Mersch sind mittlerweile selten geworden. Viele Wiesen verarmten durch starke Düngung zu reinen Grasfluren.
Bis kurz vor der Mahd können Wiesen gleichmäßig und viel höher aufwachsen als Weiden. Das beste Winterfutter gewinnt man durch eine Wiesenmahd vor der Samenreife, wenn das Gras noch grün und wenig verholzt Ist. Einst war das harte Arbeit mit der Sense. (ABU)