der Patriot, 16.11.2017
Post-Projekt: Für Investoren zählt Verkaufserlös
Bezug: Artikel „Schiff ahoi am Lippertor“ vom 11. November und Leserbrief „Ein Leuchtturmprojekt“ vom 14. November
„Auf den Leserbrief von Herrn Heinz-Günter Bode möchte ich mich – wie er es nannte – „unverzüglich als Reichsbedenkenträger“ melden. Ich kenne den Bereich seit 1980 und weiß, dass seit Jahrzehnten kein Projekt am Lippertor und der sogenannten „Lippeinsel“ zwischen Cappel- und Lippertor so „durchgewunken“ wurde, ohne zu prüfen, ob an diesem prominenten Ort die Nutzung selbst von öffentlichem Interesse ist. Weiter wurden die bauliche Qualität und selbstverständlich die Integration in den städtebaulichen Freiraum hinterfragt. Es wurden öffentlich Alternativen diskutiert!
Es erinnern sich sicher noch viele Bürger an die Villa, die vor Errichtung der Post ein Schmuckstück für das Lippertor darstellte, eine architektonische „Perle“, nicht nur im Vergleich zum geplanten Projekt. Wir erinnern uns aber auch an die strahlenden Perspektiven, die Investoren für das Südertor beschrieben, und sehen, was daraus geworden ist. Auch wenn das Architekturbüro drei Niederlassungen in verschiedenen Städten hat, sei die Frage erlaubt, ob ein in sich ruhendes Wohn-Projekt in dieser Größe derart raumgreifend, ohne Rücksicht auf die angrenzenden Freiraumnutzungen, ohne das Aufzeigen möglicher Alternativen, überhaupt als wegweisend akzeptiert werden kann.
Als Architekt und Stadtplaner erlebe ich nicht nur in Nordrhein-Westfalen immer wieder, dass auch in Mittelstädten bauliche Investoren-Projekte dieser Größenordnung in prominenter Lage regelmäßig durch Architektenwettbewerbe begleitet werden. Trotz aller Vorbehalte gegen das Verfahren sprechen die Erfahrungen der Architektenkammer und Kommunen eindeutig für dieses Instrument. Ich halte es auch hier für angebracht, mehr Sensibilität gegenüber dem Umfeld in Bezug auf die Baumasse walten zu lassen.
Diskutieren wir doch ehrlich: Für die Investoren zählt der Verkaufserlös für den Quadratmeter Wohnfläche. Die Qualität der umgebenden öffentlichen Flächen des Grünen Winkels treibt die Preise nach oben. Insofern ist jede Rücksichtnahme auf öffentliche Belange, abgeleitet aus den historischen und freiräumlichen Bezügen, einer Gewinnreduzierung gleichzusetzen.
Deshalb: Für den Standort sollte durch geeignete Instrumente des Baugesetzbuches der Rahmen gesetzt werden unter der Bedingung, dass für das Projekt ein Wettbewerb durchgeführt wird. Dieser wird einerseits angemessene Ziele für den Baukörper und die Freiraumnutzung entwickeln. Andererseits bietet der Wettbewerb die Chance, alle auf dem Weg zum Ergebnis mitzunehmen, unsere örtlichen Politiker, aber auch uns Bürger.“