Auf dieser Seite habe ich Fotos und die Beschreibung der verschiedenen Glocken der Marienkirche festgehalten: der Bet- und Totenglocke, der Großen Marienglocke, der kleinen Marien- oder Kinderglocke und der Bürgerglocke.
Bet- und Totenglocke
Gussjahr 1640, Gewicht 1223 Kg, Durchmesser 1262 mm
Diese Glocke demonstriert die typischen negativen Klangeigenschaften lothringischer Instrumente, wenn auch in gemäßigter Form. Die Prime ist stärker erhöht, der Klangverlauf unruhig und wegen der leichten Rippe obertönig. Durch die Restaurierung hat die Glocke jedoch im Vergleich zum Vorzustand erheblich an Klangqualität gewonnen, so dass sie beispielsweise vom zweiten bis zum vierten Adventssonntag zusammen mit der Bürgerglocke ein harmonisches Duett bildet. Als Einzelglocke läutet sie zu Beerdigungen.
Die Große Marienglocke
Gussjahr unbekannt, Gewicht 2340 Kg, Durchmesser 1475 mm
Das wertvollste Instrument ist die Große Marienglocke, die vom selben Meister stammt, wie die um zwei Jahre ältere Schwester im Turm der Überwasserkirche in Münster. Während die dortige Glocke durch eine Klangkorrektur als musikalisches Denkmal unwiederbringlich zerstört ist, entlässt die Große Marienglocke auch heute noch ihren etwas herben, aber majestätisch vornehmen Klang, so wie vor fast 600 Jahren. Ihre Innenharmonie ist geprägt von der um einen Ganzton vertieften Prime und der Unterseptime. Dank ihrer sehr schweren Rippenkonstruktion hat ihr Klang eine ungeheure Tragweite. Obwohl sie um einen Halbton höher klingt als die Betglocke, ist sie fast doppelt so schwer. An den Sonntagen nach Epiphanie und nach Trinitatis bildet sie das Fundament einer eigenwilligen, aber reizvollen Läutekombination und erklingt allein an jedem Donnerstagabend zur Erinnerung an die Angst Christi am Ölberg.
Die kleine Marien- oder Kinderglocke
Gießer: Meister Hartleif, Gewicht 660 Kg, Durchmesser 1090 mm
Diese spätmittelalterliche Glocke ist ein der Großen Marienglocke völlig gegensätzliches Instrument. Ihre Innenharmonie zeigt eine Steigerung der negativen Klangeigenschaften der Betglocke. Die Prime ist so sehr erhöht, dass sie sich mit der Terz reibt, weshalb sie einen äußerst dissonanten Klang entlässt, der aufgrund der extrem leichten Rippenkonstruktion kaum tragfähig ist. Dennoch kann sie sich im Gesamtgeläut gut behaupten und verleiht ihm mit ihrem charakteristischen Klang sein besonderes Gepräge. Früher erklang die Glocke einzeln zur Beerdigung von Kindern, heute übernimmt sie dreimal täglich das Gebetsläuten und ruft sonntags mit den Zimbeln zum Kindergottesdienst.
Die Bürgerglocke
Gussjahr 1640, Gewicht 2440 Kg, Durchmesser 1600 mm
Sie ist die größte Glocke des Geläutes der Großen Marienkirche und die tontiefste der Stadt. Zusammen mit der Betglocke wurde sie während des 30jährigen Krieges von den lothringischen Wandergießern Antonio Paris und Claudius Lamiralle gegossen. Auffällig bei der Gestaltung lothringischer Glocken ist das Standkreuz auf der Flanke. Die Bürgerglocke ist die größte erhaltene Glocke ihres Meisters und klanglich die beste. Die nur mäßig erhöhte Prime sorgt für einen verhältnismäßig ruhigen Abklingverlauf, durch die nicht allzu leichte Rippenkonstruktion fundiert ihr Klang sehr gut im Gesamtgeläut. Als Festtagsglocke bildet die Bürgerglocke an den hohen kirchlichen Feiertagen die Basis für das siebenstimmige Plenum, sie läutet aber auch in der Advents¬und Osterzeit in entsprechenden Teilkombinationen und erinnert als Sologlocke freitags um 15 Uhr an die Sterbestunde Christi.
Quelle: Text aus der Marienkirche