Informationstafel der Stadt Lippstadt zum Rathaus: „Das erste Rathaus wurde hier im Mittelpunkt Lippstadts vermutlich gleich nach der Stadtgründung im Jahre 1185 errichtet. Erstmals urkundlich erwähnt wird es 1238.“
„Nachdem im Jahre 1772 der Einsturz des Hauses drohte, wurde es im Jahre 1775 an alter Stelle durch einen Neubau im überwiegend klassizistischen Stil ersetzt, der später manchen Umbau erfuhr, um weiteren Platz zu schaffen. Über die aufwändige Freitreppe gelangt man durch das Rokokoportal in die Räume des Obergeschosses und den Ratssaal. Über dem Portal sind der Preußenadler, das Stadtwappen sowie die Lippische Rose zu sehen. Im Rathaus tagten und verhandelten die Stadträte und befanden sich die Büros der Stadtverwaltung. Auch eine Mehlwaage und einen Weinverkauf gab es hier. Das Gebäude war eine Zeit lang das Domizil der Polizeistation einschließlich der Arrestzellen. Auch die Realschule war hier einmal untergebracht. Heute wird der große Saal des Gebäudes u.a. für Ratssitzungen, kulturelle Veranstaltungen und Empfänge der Stadt genutzt. Im Flur des Obergeschosses können Sie ein interessantes Modell besichtigen, das den Ausbau der Stadt im 17. Jahrhundert darstellt. Der Rathausplatz wurde im Rahmen der Altstadtsanierung 1986 als autofreier Platz gestaltet und ist zentraler Veranstaltungsort vieler traditioneller Volksfeste.“
Auf dieser Seite habe ich Fotos und die Beschreibung der verschiedenen Glocken der Marienkirche festgehalten: der Bet- und Totenglocke, der Großen Marienglocke, der kleinen Marien- oder Kinderglocke und der Bürgerglocke.
Bet- und Totenglocke
Gussjahr 1640, Gewicht 1223 Kg, Durchmesser 1262 mm Diese Glocke demonstriert die typischen negativen Klangeigenschaften lothringischer Instrumente, wenn auch in gemäßigter Form. Die Prime ist stärker erhöht, der Klangverlauf unruhig und wegen der leichten Rippe obertönig. Durch die Restaurierung hat die Glocke jedoch im Vergleich zum Vorzustand erheblich an Klangqualität gewonnen, so dass sie beispielsweise vom zweiten bis zum vierten Adventssonntag zusammen mit der Bürgerglocke ein harmonisches Duett bildet. Als Einzelglocke läutet sie zu Beerdigungen.
Die Große Marienglocke
Gussjahr unbekannt, Gewicht 2340 Kg, Durchmesser 1475 mm Das wertvollste Instrument ist die Große Marienglocke, die vom selben Meister stammt, wie die um zwei Jahre ältere Schwester im Turm der Überwasserkirche in Münster. Während die dortige Glocke durch eine Klangkorrektur als musikalisches Denkmal unwiederbringlich zerstört ist, entlässt die Große Marienglocke auch heute noch ihren etwas herben, aber majestätisch vornehmen Klang, so wie vor fast 600 Jahren. Ihre Innenharmonie ist geprägt von der um einen Ganzton vertieften Prime und der Unterseptime. Dank ihrer sehr schweren Rippenkonstruktion hat ihr Klang eine ungeheure Tragweite. Obwohl sie um einen Halbton höher klingt als die Betglocke, ist sie fast doppelt so schwer. An den Sonntagen nach Epiphanie und nach Trinitatis bildet sie das Fundament einer eigenwilligen, aber reizvollen Läutekombination und erklingt allein an jedem Donnerstagabend zur Erinnerung an die Angst Christi am Ölberg.
Die kleine Marien- oder Kinderglocke
Gießer: Meister Hartleif, Gewicht 660 Kg, Durchmesser 1090 mm Diese spätmittelalterliche Glocke ist ein der Großen Marienglocke völlig gegensätzliches Instrument. Ihre Innenharmonie zeigt eine Steigerung der negativen Klangeigenschaften der Betglocke. Die Prime ist so sehr erhöht, dass sie sich mit der Terz reibt, weshalb sie einen äußerst dissonanten Klang entlässt, der aufgrund der extrem leichten Rippenkonstruktion kaum tragfähig ist. Dennoch kann sie sich im Gesamtgeläut gut behaupten und verleiht ihm mit ihrem charakteristischen Klang sein besonderes Gepräge. Früher erklang die Glocke einzeln zur Beerdigung von Kindern, heute übernimmt sie dreimal täglich das Gebetsläuten und ruft sonntags mit den Zimbeln zum Kindergottesdienst.
Die Bürgerglocke
Gussjahr 1640, Gewicht 2440 Kg, Durchmesser 1600 mm Sie ist die größte Glocke des Geläutes der Großen Marienkirche und die tontiefste der Stadt. Zusammen mit der Betglocke wurde sie während des 30jährigen Krieges von den lothringischen Wandergießern Antonio Paris und Claudius Lamiralle gegossen. Auffällig bei der Gestaltung lothringischer Glocken ist das Standkreuz auf der Flanke. Die Bürgerglocke ist die größte erhaltene Glocke ihres Meisters und klanglich die beste. Die nur mäßig erhöhte Prime sorgt für einen verhältnismäßig ruhigen Abklingverlauf, durch die nicht allzu leichte Rippenkonstruktion fundiert ihr Klang sehr gut im Gesamtgeläut. Als Festtagsglocke bildet die Bürgerglocke an den hohen kirchlichen Feiertagen die Basis für das siebenstimmige Plenum, sie läutet aber auch in der Advents¬und Osterzeit in entsprechenden Teilkombinationen und erinnert als Sologlocke freitags um 15 Uhr an die Sterbestunde Christi.
In den letzten Jahren räumte die evangelische Gemeinde in der Vorweihnachtszeit Besuchern die Gelegenheit, den Turm der Marienkirche zu besteigen. Leider wird es in diesem Jahr 2020 kaum möglich sein. Es war bei meinem Besuch 2009 schon ein wenig Sorgfalt nötig, um in dem Gewirr von Balken über die schmalen Stiegen und Leitern ohne Blessuren die Aussichtsebene mit den kleinen Luken zu erreichen.
Die Masse an Holz führt dem Besucher vor Augen, wie schwer es in der Bauzeit war, geeignetes Material zu beschaffen. Es wird auch deutlich, wie „brandanfällig“ diese historischen Gebäude doch sind. Ein Highlight auf dem Weg ist der Raum, in dem die Glocken untergebracht sind. Der Ausblick vom Turm ist natürlich dann am schönsten, wenn klare Luft eine Sicht auf den Haarstrang, den Beginn des Sauerlandes, zulässt.
In dem Turm der Marienkirche führen steile Stiegen nach oben
Hier muss man auf jeden Schritt achten.
Der Bau des Turmes erforderte große Mengen an Holz.
Die Glocken der Marienkirche.
Die stabile Statik des Turmes erforderte viele Aussteifungen.
Anfang der achtziger Jahre war der Rathausplatz ein Parkplatz, asphaltiert, unansehnlich und für die Passanten eher ein Ärgernis. Es war nicht einfach, diese Barriere zwischen der Lange Straße im Süden und der Fortsetzung zum Tivoli entspannt zu überwinden. Kaffetrinken vor dem Cafe Peters ging gar nicht.
Links ist eine Ansicht des Rathauses zu sehen, die – auf große Glasdias kopiert – wohl verkauft wurden. In der Mitte ein Foto des Rathausplatzes als Parkplatz Anfang der achtziger Jahre. Rechts im Bild schauen wir aus der Lange Straße nach Norden, links die nun zugemauerten Torbögen am östlichen Rathaustrakt.