Nicht einmal einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt gibt das Gebäude ein Gefühl dafür, wie diese Ackerbürgerstadt einmal früher ausgesehen haben mag. Heute, etwas „eingekeilt“ zwischen dem ehemaligen Kaufhaus „WEKA“ und den wesentlich größeren anderen Neubauten ist es ein Blickfang der Altstadt, den man sich gar nicht wegdenken mag.
Hülsemanns Schänke ist eine bekannte und gute Adresse für einen angenehmen, lauen Sommerabend mit gutem Essen und den Ausblick auf den Graf Bernhard und die gute Stube Lippstadts, die Lange Straße. Mit der Umwandlung der Langestraße in eine Fußgängerzone in den 70er Jahren (*) und den Bau der Unterführung zum südlichen Stadtkern wird dieser Bereich gerade im Sommer stark durch Fußgänger und Radfahrer frequentiert.
Friedrich Hülsemann, angeregt durch den Hinweis im Blicker Anfang April 2022, fiel zu diesem Gebäude eine Erzählung ein, „die sogar beweiskräftig dokumentiert ist und eine Bestätigung für „Bauen ohne Genehmigung“ gestern und heute ist.
Erklärung: Das Foto von vor 1949 zeigt die verputzte Fassade des Hauses Lange Str. 89. Achten Sie bitte auf die Anordnung der Haustür mit 2 Fenstern links.
Die Zeichnung von 1949 zeigt das Haus mit freigelegtem Fachwerk, und man staune, drei Fenstern links der Tür. Die Erklärung meiner Mutter: Da sich die Tür für die erweiterte gastronomische Nutzung aus Sicht meines Vaters nicht an der optimalen Stelle befand, wurden die Handwerker (Zimmermann und Maurer) für Freitagnachmittag bestellt.Vor das Haus wurde Freitagmittag ein beladener Heu-Leiterwagen gestellt, um die ungehinderte Sicht zu verhindern. Erfahrungsgemäß waren die städtischen Beamten, wie heute auch, am Freitagmittag nicht mehr unterwegs und die Arbeiten zum Versetzen der Tür konnten ungestört beginnen und Samstag zum Abschluss gebracht werden. Sonntag war dann alles so, wie es sein sollte, alle waren zufrieden und behördliche Arbeit nicht notwendig geworden.“
(*) Bereits 1966 wurde die Lange Straße probeweise während der Geschäftszeiten für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Der politische Beschluss zum Umbau der Straße zur Fußgängerzone folgte am 22.2. 1973.