Es hatte lange gedauert aber am 17.12.2021 war es endlich soweit: Gunter Demnig, der „Vater der Stolpersteine“, verlegte in Lippstadt an der Cappelstraße 19 und der Woldemei 8 die ersten acht Stolpersteine in Lippstadt. Die Stadt Lippstadt und die „Initiative Synagoge“ hatten ein viertägiges Programm mit Lesungen, Gesprächen, einer Ausstellung und Musik entwickelt. Zur Stolperstein-Verlegung haben Schüler des Evangelischen Gymnasiums die Geschichten der Lippstädter Familien Levy und Grünberg aufgearbeitet. Die Ergebnisse ihrer Recherchen wurden anlässlich der Einlassung der Erinnerungszeichen vorgestellt.
Der Bericht der Schüler des evangelischen Gymnasiums ist auf der Website des Gymnasiums zu finden.
Aktionen in der Synagoge
Rund um die Stolperstein-Verlegung hat außerdem der Freundeskreis Synagoge Lippstadt rund um Dirk Raulf und
Professor Jürgen Overhoff vom 16. bis 19. Dezember in der ehemaligen Synagoge ein Programm mit Lesungen, Gesprächen, Kunst und Musik zusammengestellt. Zum Auftakt ist am Donnerstag, 16. Dezember, um 18 Uhr eine Ausstellungseröffnung mit Arbeiten der Bielefelder Künstlerin Angelika Höger geplant. Unter dem Motto
„Kammertöne: vom Erinnern“ widmet sie sich dem Themenkomplex Erinnerungen und Gegenstände. „Erinnerungen sind gemacht. Wir halten uns an Gegenständen fest, die noch Reste sein könnten, und heften Erinnern an sie“, sagt sie. Neben der Ausstellung bietet Höger zudem am Samstag, 18. Dezember einen Workshop an.
Darüber hinaus ist am Samstag um 20 Uhr Alissa Rubinstein (Berlin) zu Gast. Die Autorin, Übersetzerin und Herausgeberin stellt ihr Theaterstück „The 614th Com-mandment“ vor – eine Textcollage über Begegnungen amerikanischer Juden mit Deutschland heute.
Ein Höhepunkt im Programm dürfte indes eine Matinee-Veranstaltung zu George Levy Mueller am Sonntag, 19. Dezember, um 11 Uhr sein. Jürgen Overhoff stellt in Anwesenheit der Tochter das Schicksal des in Lippstadt geborenen George Levy Mueller vor. Aus Levy Muellers in englischer Sprache erschienenen Autobiografie „Lucie’s Hope“ lesen Schauspieler des Theaters Paderborn die beiden Lippstadt-Kapitel erstmals auf Deutsch, eigens übersetzt für diese Veranstaltung vom renommierten Übersetzer Joachim Kalka. (Der Patriot 30.10.2021)
Das Stolperstein-Projekt
Gunter Demnig ist so etwas, wie der Vater der Stolpersteine. 1992 keimte die erste Idee auf. Seine ersten Gedenktafeln verlegte Demnig dann 1996 in Berlin-Kreuzberg. Mittlerweile hat der Künstler über 90 000 Stolpersteine in 26 Ländern verlegt. Wann immer ein Ort neu hinzu kommt, ist der Stolperstein-Erfinder vor Ort. Im Schnitt schafft er es, monatlich 450 bis 500 Erinnerungszeichen zu verlegen. Wegen der großen Nachfrage waren es zuletzt gar 750 bis 800 Steine pro Monat und reist dafür quer durch die Republik, aber auch ins Ausland. Mit den gerade mal zehn mal zehn Zentimeter kleinen Messing-Gedenktafeln will Demnig den Opfern des Nationalsozialismus Namen und Würde zurückgeben. (Der Patriot 30.10.2021)